12/04/2025

Der MINT-Report 2025 des Instituts der deutschen Wirtschaft offenbart trotz konjunktureller Abkühlung eine Lücke von 148.500 MINT-Fachkräften. Deutschlands Zukunftsprojekte in Digitalisierung, Klimaschutz, Infrastruktur und Verteidigung geraten durch den Fachkräftemangel unter Druck. Gleichzeitig zeigt eine Sonderauswertung zum MINT-Report, dass Zuwanderung über die Hochschulen ein wichtiger Hebel zur Fachkräftesicherung und Innovationsfähigkeit ist.

Mit Zuwanderung allein können wir die Bedarfe nicht decken, wir brauchen wirksame Maßnahmen im Bildungssystem, um den Anteil des nationalen MINT-Nachwuchses zu erhöhen. MINT-Bildung muss frühzeitig beginnen, nachhaltig und praxisorientiert erfolgen und alle Potenziale ausschöpfen. Insbesondere junge Mädchen und ihre Eltern müssen z. B. mit Hilfe von Role Models bestärkt werden. 

Der Report analysiert die aktuelle Nachwuchssituation im MINT-Bereich. Dabei bezieht er sich nicht nur auf die Bedarfe in klassischen MINT-Berufen, sondern berücksichtigt auch den MINT-Bedarf in anderen Bereichen, z. B. dem Dienstleistungsbereich.

Die wesentlichen Ergebnisse:

MINT-Arbeitsmarkt:

  • bundesweit gibt es ca. 114.000 offene Stellen in MINT-Berufen
  • die Arbeitskräftelücke (unter Berücksichtigung des qualifikatorischen Mismatches) beträgt 148.500 Personen (Facharbeiter: 93.500, Experten:  40.800, Spezialisten 14.200)
  • im Vergleich zum Vorjahreswert (205.800) ist die MINT-Lücke um 27,8% gesunken
  • die größten Engpässe bestehen in Energie-/Elektroberufen (53.100), Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik (30.000), der Metallverarbeitung (28.900) und in den Bauberufen (25.300)
  • der Frauenanteil in allen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen in MINT-Berufen beträgt insgesamt 16,5%, bei MINT-Fachkräften 12,5%, bei MINT-Akademikern 24,4%
  • 23% der MINT-Beschäftigten sind älter als 55 Jahre
  • das MINT-Beschäftigungswachstum von ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist überproportional hoch: Wäre die Beschäftigung von Ausländerinnen und Ausländern im selben Maße wie die Beschäftigung von Deutschen gestiegen, wäre die Fachkräftelücke heute um 480.600 Personen höher (ca. 0,6 Millionen MINT-Kräfte). Die Zahl der Inderinnen und Inder in akademischen Berufen ist z. B. seit 2012 von 3.750 auf 33.000 gestiegen (+780%)
  • neben Indien erfolgt die Zuwanderung vor allem aus der Türkei (15.200), der Russischen Föderation (11.200) und China (10.500)
  • am aktuellen Rand besteht auch bei Zuwanderung in MINT-Facharbeiterberufe positive Dynamik, ein besonders starker Zuwachs ist in den letzten Quartalen zu beobachten
  • 62% aller erwerbstätigen MINT-Akademikerinnen und MINT-Akademiker arbeiten nicht in klassischen MINT-Branchen, sondern in der Dienstleistungsbranche (enge Verflechtung von Industrie- und Dienstleistung)
  • der demografische Ersatzbedarf an beruflich qualifizierten MINT-Kräften steigt von jährlich 178.600 in den kommenden fünf Jahren auf 235.500, bei MINT-Akademikerinnen/-Akademikern von rund 64.200 auf 68.500 in fünf Jahren und 68.800 in zehn Jahren

Sonderauswertung zu internationalen MINT-Studierenden:

  • im WS 2022/2023 waren 186.000 internationale Studierende, die einen Abschluss anstreben, in MINT-Fächern eingeschrieben
  • 65% der internationalen Studierenden wollen zu Beginn des Studiums längerfristig hier leben, aktuell leben 10 Jahre nach ihrem Abschluss noch ca. 45% in Deutschland
  • 2022 lebten ca. 153.000 MINT-Akademikerinnen und -Akademiker in Deutschland, die als internationale Studierende zugewandert sind, davon waren 128.000 erwerbstätig, ihr Wertschöpfungsbeitrag betrug ca. 14,6 Milliarden Euro
  • die jährliche Wachstumsrate des BIP steigt um 0,1 Prozentpunkte, wenn jedes Jahr rund 80.000 internationale Studierende mit Abschlussabsicht ihr Studium beginnen (aktueller Wert)
  • 78% der Zuwanderung über die Hochschulen in MINT-Fächern erfolgt aus Drittstaaten, 22% aus EU-Mitgliedsstaaten
  • ca. 14% der Start-Up-Gründerinnen und Gründer sind im Ausland geboren, jeder zweite hat in Deutschland studiert
  • 55% aller Unternehmen erwarten fortgeschrittene bis exzellente Deutschkenntnisse, ca. 50% der internationalen Studierenden fühlt sich bei der Förderung ihrer Deutschkenntnisse durch die Hochschulen unterstützt
  • ca. 75% der internationalen Studierenden fühlen sich an ihrer Hochschule willkommen, jedoch nur ca. 50% außerhalb der Hochschule
  • 28% der Studierenden mit Abschlussabsicht fühlen sich eher schlecht bis sehr schlecht auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereitet
  • 83% der deutschen Hochschulen sehen Probleme bei der Visavergabe als zentrales Hindernis für Studienbewerberinnen und -bewerber aus dem Ausland
  • zwei Drittel der internationalen Studierenden erleben die Zusammenarbeit mit Ausländerbehörden als zu langsam und zu wenig serviceorientiert
  • 2022 waren ca. 46.400 Personen mit ausländischem Schulabschluss in Ausbildung
  • 167.900 Personen, die mit einem ausländischen Schulabschluss nach Deutschland zugewandert sind, haben in Deutschland eine MINT-Ausbildung absolviert

Handlungsempfehlungen

  • MINT-Kompetenzen von Anfang an stärken (Frühkindliche Bildung, Ganztagsangebote sowie Sprach- und Leseförderung gezielt ausbauen, Mittelverteilung an Schulen nach Sozialindex, klare Entwicklungsziele und gezielte Förderung bei MINT-Bildung)
  • Digitale MINT-Bildung ausbauen (praxisnahe Unterstützung, moderne Ausstattung, stabile Kooperationen mit außerschulischen MINT-Angeboten)
  • Unterrichtsqualität sichern (Lehrkräfteausbildung), multiprofessionelle Teams an Schulen ausbauen
  • Mehr Frauen für MINT gewinnen (klischeefreie Berufs- und Studienorientierung, weibliche Vorbilder, Mentoringprogramme) und langfristig halten
  • Ältere aktiv einbinden (kontinuierliche Weiterbildung, wissenschaftliche Weiterbildung und berufsbegleitende Studiengänge ausweiten, attraktivere Regelungen für spätere Renteneintritte)
  • Mehr internationale Studierende gewinnen und halten (Lehrkapazitäten sichern, Standort-Marketing ausweiten, Visa-Verfahren beschleunigen, studienbegleitende Sprachkurse ausbauen, Netzwerke für Studierende verstetigen, Willkommenskultur in der Gesellschaft stärken)

Weitere Informationen:

Den gesamten Report und die zugehörige Pressemitteilung finden Sie hier. Der MINT-Report wird vom Institut der Deutschen Wirtschaft halbjährlich im Auftrag von BDA, Gesamtmetall und der Initiative "MINT Zukunft schaffen" erstellt.

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