11/16/2023

Der heute veröffentlichte MINT-Report bestätigt den weiterhin hohen Bedarf an Fachkräften im MINT-Bereich. Über sämtliche Anforderungsniveaus konnten bundesweit mindestens 280.480 offene Stellen in MINT-Berufen nicht besetzt werden. Unter Berücksichtigung des qualifikatorischen Mismatches bedeutet dies für September 2023 eine über sämtliche MINT-Berufskategorien aggregierte Arbeitskräftelücke in Höhe von 285.800 Personen. Im Vergleich zum Rekordwert aus dem September 2018 mit 338.200 ist die MINT-Lücke leicht um 15,5 Prozent gesunken, liegt aber immer noch auf dem vierthöchsten Septemberwert seit Beginn der Aufzeichnungen.

Die wichtigsten Ergebnisse im Einzelnen:

  • Mit 132.100 Personen bilden die MINT-Facharbeiterberufe die größte Engpassgruppe, gefolgt von 122.300 Personen im Segment der MINT-Expertenberufe sowie 31.400 im Segment der Spezialisten- beziehungsweise Meister- und Technikerberufe.
  • die größten Engpässe bestehen in den Energie-/Elektroberufen (81.900), in den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik (53.900), in den IT-Berufen (43.600) und in den Berufen der Metallverarbeitung (38.200). An fünfter Stelle folgen die Bauberufe (37.800).
  • Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Lücke in den Energie-/Elektroberufen um 3.800, in den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik um 9.200, in den IT-Berufen um 17.500, in den Berufen der Metallverarbeitung um 7.400 und in den Bauberufen um 3.900 ab.
  • Aktuell scheiden jährlich über 64.800 MINT-Akademikerinnen und MINT-Akademiker aus Altersgründen aus dem Arbeitsmarkt aus. In fünf Jahren wird der jährliche demografische Ersatzbedarf um 9.300 auf 74.100 zunehmen. Bei den MINT-Facharbeiterinnen und -Facharbeitern beträgt der aktuelle demografische Ersatzbedarf rund 259.800 und wird in fünf Jahren um rund 12.200 auf 272.000 steigen. Insgesamt nimmt der jährliche demografische Ersatzbedarf an MINT-Kräften in fünf Jahren damit um 21.500 zu.
  • Betrug die Zahl der MINT-Studierenden im ersten Hochschulsemester im Studienjahr 2016 noch rund 198.000 und sank bis zum Studienjahr 2019 leicht auf 192.500, so nahm die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger danach stark auf 176.300 im Studienjahr 2022 ab.
  • Der Anteil der Frauen an allen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen in MINT-Berufen ist vom vierten Quartal 2012 bis zum ersten Quartal 2023 von 13,8 % auf 16,1 % gestiegen. Am höchsten sind im ersten Quartal 2023 die Frauenanteile bei den Expertenberufen in den Biologen- und Chemikerberufen (46,9 Prozent), am niedrigsten in den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik (11,0 %) und in den Ingenieurberufen Metallverarbeitung (11,5 %). In den Spezialistentätigkeiten reicht die Spannbreite von 30,7 % (mathematisch-naturwissenschaftlichen) bis zu 4,6 %(Metallverarbeitung). Bei den fachlich ausgerichteten Tätigkeiten liegt der höchste Frauenanteil bei den mathematisch-naturwissenschaftlichen Tätigkeiten (89,5 %) und der niedrigste Anteil bei den Tätigkeiten Metallverarbeitung (5,1 %).
  • Der Beschäftigtenanteil von Älteren nimmt deutlich zu: In absoluten Größen nahm die Zahl der MINT-Beschäftigten im Alter ab 55 Jahren von 955.678 Ende 2012 auf 1.593.296 und damit um 637.618 Beschäftigte bzw. 66,7 % zu. Hierbei nahm die Steigerung mit höherem Alter zu.
  • Das MINT-Beschäftigungswachstum von ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern war im Zeitraum vom vierten Quartal 2012 bis zum ersten Quartal 2023 überproportional hoch. Wäre die Beschäftigung von Ausländerinnen und Ausländern seit Ende 2012 nur in der geringen Dynamik wie die Beschäftigung von Deutschen gestiegen, würde die Fachkräftelücke heute um 413.800 Personen höher ausfallen und damit einen Wert von rund 700.000 MINT-Kräften erreichen.

Sonderauswertung zu MINT-Lehrkräften:

  • Die aktuelle Vorausberechnung der Schülerinnen- und Schülerzahlen der KMK ergibt für das Schuljahr 2031/2032 einen starken Anstieg der Zahlen auf 12,0 Millionen Schülerinnen und Schüler. Wesentliche Gründe für den Anstieg sind eine Zunahme der Geburtenrate und eine hohe Zuwanderung nach Deutschland.
  • Der Gesamtlehrkräftebedarf in Deutschland wird voraussichtlich bis zum Schuljahr 2033/2034 bei 856.000 liegen. Dies sind 12,3 % bzw. rund 94.000 mehr als im Schuljahr 2021/22.
  • Insgesamt dürfte der Bedarf an MINT-Lehrkräften für die Sekundarstufen I und II an den allgemeinbildenden Schulen im Schuljahr 2032/2033 mit 133.000 seinen Höchststand erreichen. Das wären 20.000 oder 17,6 % mehr Lehrkräfte als im Schuljahr 2021/2022, die rechnerisch auf den MINT-Bereich entfallen.
  • In den letzten Jahren ist der Gesamtbestand an Lehrkräften an den deutschen Schulen deutlich gestiegen. Waren es im Schuljahr 2011/2012 noch 735.000 Vollzeitäquivalente, so lag der Wert im Schuljahr 2021/2022 bereits bei 762.000. Anders als in den meisten anderen Bereichen des Arbeitsmarkts hat sich damit auch die Altersstruktur der Lehrkräfte in Deutschland verjüngt. Waren im Schuljahr 2011/2012 noch 32,1 % von ihnen 55 Jahren und älter, traf dies im Schuljahr 2021/2022 nur noch auf 23,6 % zu. Gleichzeitig ist der Anteil der jüngeren Lehrkräfte im Alter unter 40 Jahren von 26,8 % auf 35,2 % gestiegen.
  • Ohne Berücksichtigung der zu erwartenden Quereinstiege werden die Lehrkräftelücken im kommenden Jahrzehnt immer weiter zunehmen. Der Vorausberechnung zufolge wird der Höchststand im Schuljahr 2034/2035 mit 76.000 fehlenden Vollzeitäquivalenten erreicht. Nimmt man die erwartbaren Quereinsteige mit in den Blick, sind die Lücken viel kleiner und erreichen ihren Höchststand bereits im Schuljahr 2028/2029 mit 30.000 Vollzeitäquivalenten. Insgesamt entfällt mindestens ein Drittel der Lehrkräftelücken auf MINT-Lehrkräfte.

Empfehlungen:

  • Weitere Potenziale von Frauen, Zugewanderten und Älteren heben
  • MINT-Bildung verbessern (frühkindliche Bildung, Ganztag, Digitalisierung, Vergleichsarbeiten, darauf basierende individuelle Förderung)
  • Fachkräftesicherung von Lehrkräften (Berufsorientierung, Wertschätzung der Lehrerbildung steigern, Ein-Fach-Lehrkraft ermöglichen, Potenzial von Zugewanderten nutzen, Seiten- und Quereinstieg qualitativ sichern, Unterstützung durch multiprofessionelle Teams an Schulen)

Den gesamten Report finden Sie hier. Der MINT-Report wird vom Institut der Deutschen Wirtschaft halbjährlich im Auftrag von BDA, Gesamtmetall und der Initiative "MINT Zukunft schaffen" erstellt. Er enthält alle aktuellen Entwicklungen und Analysen zu Angebot und Nachfrage auf dem MINTArbeitsmarkt sowie Kennzahlen zur MINT-Bildung.

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