10/05/2023

Die Institute erwarten im Jahresdurchschnitt 2023 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,6 %, im Jahr 2024 soll die Wirtschaftsleistung wieder um 1,3 % wachsen. Für 2025 wird ein Anstieg des BIP um 1,5 % prognostiziert. Die Prognose für das laufende Jahr wird damit gegenüber der Frühjahrsprognose, die noch von einem Wirtschaftswachstum von 0,3 % ausgegangen ist, um 0,9 % kräftig nach unten korrigiert. Für 2024 senken die Institute ihre Prognose im Vergleich zur Frühjahrsprognose um 0,2 %.

Auch die Weltkonjunktur habe an Schwung verloren. Der Zuwachs der Weltproduktion soll mit 2,5 % in diesem und 2,3 % im nächsten Jahr und 2,7 % in 2025 weiterhin vergleichsweise gering ausfallen. Risiken für die weltwirtschaftliche Entwicklung ergäben sich beispielsweise durch die hohe Verschuldung im Immobiliensektor in China, die weltweit angestiegenen Zinsen sowie die schwächelnde Industrieproduktion in Europa. Die USA überraschten in der ersten Jahreshälfte mit einer kräftigen Expansion.

Die Verbraucherpreise sollen 2023 um 6,1 % steigen. Im kommenden Jahr dürfe die Rate spürbar auf 2,6 % sinken. 2025 wird die Inflationsrate auf 1,9 % geschätzt. Der prognostizierte Rückgang der Kerninflation fällt von 6,1 % in 2023 auf 3,1 % in 2024 und 2,3 % in 2025 schwächer aus. Die Institute gehen davon aus, dass die Zentralbanken gegen Ende des kommenden Jahres mit Zinssenkungen beginnen werden, sodass die Baukonjunktur folglich wieder anziehen dürfte.

Die Reallöhne ziehen kräftig an. Im laufenden Jahr 2023 werden die Tarifverdienste laut Gemeinschaftsdiagnose um 4,2 % gestiegen sein. Die Institute erwarten 2024 einen Anstieg von 4,4 % und 2025 von 3,0 %.

Die konjunkturelle Schwäche habe begonnen, sind auch auf den Arbeitsmarkt auszuwirken. Die Zahl der Erwerbstätigen werde zunächst weiter zunehmen (von 45,91 Millionen 2023 auf 46,04 Millionen 2024) 2025 beginne sich die demografische Entwicklung auf den Arbeitsmarkt auszuwirken und so sinke die Zahl der Erwerbstätigen leicht auf 46,01 Millionen. Die Zahl der Arbeitslosen dürfe leicht zurückgehen von 2,592 auf 2,482 Millionen in 2024 und 2,462 Millionen in 2025.

Das Schwerpunktthema des 147. Gutachtens der Gemeinschaftsdiagnose behandelt die Bedeutung der Investitionen für das Potenzialwachstum in Deutschland. Der Aufbau des Kapitalstocks durch Investitionen sei dabei wesentlicher Treiber wirtschaftlicher Entwicklung. In diesem Zuge seien Investitionen notwendig, die auf die Steigerung der Energieeffizienz abzielten, statt ausschließlich auf Ersatzinvestitionen zur Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität zu setzen. So könne Produktionspotential weiter ausgebaut werden.

Bewertung

Die Gemeinschaftsdiagnose betont richtigerweise bereits im Titel ihres Gutachtens die zunehmende politische Unsicherheit, die sich hemmend auf Wachstum und Investitionen auswirkt. Diese besteht zum einen in der nationalen Politik durch eine Fokussierung auf kleinteilige Maßnahmen statt der Entwicklung mittel- und langfristiger Strategien zur Verbesserung der Standortbedingungen. Zum anderen spiegelt sie sich auch im internationalen Umfeld durch geopolitische Risiken wie Handelskonflikten wider.

Das Produktionspotential der deutschen Volkswirtschaft wird 2024 um rund 2,5 % unterhalb des vor der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg geschätzten Niveaus liegen. Zudem erfordern die erfolgreiche Gestaltung der Energiewende, des demografischen Wandels und der Digitalisierung massive private wie staatliche Investitionen. Diese sind dringend notwendig, um strukturelle Schäden unserer Volkswirtschaft wirksam zu verhindern.

Damit Unternehmen diese tätigen wollen und können brauchen sie eine klare Perspektive am Standort Deutschland. Vorrangiges Ziel kann nicht der Beginn eines Subventionswettlaufes, sondern die Verhinderung des Abwanderns hier ansässiger verwurzelter Unternehmen sein. Aufgabe der Bundesregierung ist es demnach, an einer deutlichen Verbesserung der Standortbedingungen zu arbeiten und diese zeitnah umzusetzen. Das Investitionsniveau wieder deutlich zu steigern, sollte eine der obersten Prioritäten sein.

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