04/27/2023

Die Bundesregierung hat ihre Frühjahrsprojektion vorgestellt. Die Frühjahrprojektion bildet die Grundlage der neuen Steuerschätzung im Mai. Die Einschätzung der Bundesregierung deckt sich weitestgehend mit der der Gemeinschaftsdiagnose von Anfang April 2023.

  • Für 2023 wird eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,4 % erwartet. In der Jahresprojektion im Januar 2023 wurde mit 0,2 % gerechnet. Diese leichte Verbesserung der Ausschichten wird mit einer Aufhellung des Geschäftsklimas und des Außenhandels begründet. Für das kommende Jahr 2024 wurde Anfang des Jahres ein Zuwachs von 1,8 % erwartet, dieser soll sich nun auf 1,6 % belaufen.
  • Der Anstieg des Verbraucherpreisindex wird in diesem Jahr auf 5,9 % und im kommenden Jahr auf 2,7 % geschätzt. Anfang des Jahres lagen die Prognosen bei 6 % und 2,8 %. Treiber der Inflation seien mittlerweile die Nahrungsmittelpreise, nicht mehr die Preise für Energie.
  • Der Arbeitsmarkt bleibt stabil, die Erwerbstätigkeit soll weiter wachsen (2023: 0,8 % und 2024: 0,2 %). Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer sollen 2023 um 5,6 % und 2024 um 5,3 % steigen.

Bundeswirtschaftsminister Habeck betonte während der Pressekonferenz zur Vorstellung der Frühjahrsprojektion, dass sich der Außenhandel auch aufgrund steigender Ausrüstungsinvestitionen positiv entwickle. Privater Konsum und die Bauwirtschaft belasteten die konjunkturelle Entwicklung. Die Investitionstätigkeit sei durch hohe Zinsen gedämpft. Die Industrieproduktion entwickle sich jedoch positiv.

Bewertung

Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Seitwärtsbewegung. Vor dem Hintergrund der ebenfalls stagnierenden Produktivität erscheint es fraglich, ob die erwartete Dynamisierung der Wirtschaft im kommenden Jahr tatsächlich stattfinden wird. Diese Dynamisierung muss schließlich aus Innovation entstehen. Bei der Inflationsentwicklung kann noch keine Entwarnung gegeben werden, ebenso nicht für die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Zweitrundeneffekte sind bereits erkennbar, die Kerninflation verfestigt sich. Die Reaktion der Geldpolitik geht in die richtige Richtung, ist jedoch noch nicht restriktiv genug. Der Realzins ist weiterhin negativ. Es ist entscheidend, dass die deutsche Politik die Zielrichtung der EZB unterstützt.

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