05/25/2022

Der aktuelle MINT-Frühjahrsreport wurde veröffentlicht. Der Bericht wird vom Institut der Deutschen Wirtschaft halbjährlich im Auftrag von BDA, Gesamtmetall, und der Initiative "MINT Zukunft schaffen" erstellt. Er enthält alle aktuellen Entwicklungen und Analysen zu Angebot und Nachfrage auf dem MINT-Arbeitsmarkt sowie Kennzahlen zur MINT-Bildung.

Die bundesweite Arbeitskräftelücke im MINT-Bereich erreicht einen Rekordwert für den Monat April: Über sämtliche Anforderungsniveaus konnten bundesweit mindestens 319.500 offene Stellen nicht besetzt werden. Mit knapp 150.000 Personen bestehen die größten Engpässe im Bereich der MINT-Facharbeiterberufe, gefolgt von 136.000 Personen im Bereich der MINT-Experten sowie 34.000 im Bereich der Spezialisten. Die größten Engpässe bestehen im Bereich Energie/Elektro (82.500) und IT (60.600).

Vor dem Hintergrund von Demografie, Dekarbonisierung und Digitalisierung wird die Nachfrage nach Arbeitskräften im MINT-Bereich aller Voraussicht nach noch weiter steigen. Diesem steigenden Bedarf steht ein sinkendes Angebot an MINT-Nachwuchs gegenüber, dass sich durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch weiter verringern wird. Es steht zu befürchten, dass sich insbesondere die während der Schulschließungen entstandenen Lernlücken negativ auf die MINT-Kompetenzen der Schulabsolventinnen und -absolventen auswirken werden. Auf dem Ausbildungsmarkt wirkt sich der generelle Rückgang an Bewerberinnen und Bewerbern auch auf den MINT-Bereich aus und auch an den Hochschulen zeigt sich ein deutlicher Rückgang an MINT-Studierenden von 198.000 Erstsemestern im Jahr 2016/2017 auf zuletzt 172.000.

Das Gutachten kommt daher zu folgenden Handlungsempfehlungen:

  • Digitalisierung der Bildungseinrichtungen voranbringen
  • MINT-Bildung stärken
  • Potenziale von Frauen und Zuwanderern heben

Die zentralen Ergebnisse im Einzelnen:

Demografischer Ersatzbedarf steigt: In den kommenden Jahren werden jährlich über 64.700 MINT-Akademiker aus Altersgründen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. In fünf Jahren wird der jährliche demografische Ersatzbedarf um 7.400 auf 72.100 zunehmen. Bei den MINT-Akademikern werden mehr als zwei Drittel der Absolventen allein dafür benötigt. Bei den MINT-Facharbeitern beträgt der aktuelle demografische Ersatzbedarf rund 274.000 und wird in fünf Jahren um rund 17.900 auf 291.900 steigen. Das jährliche Neuangebot an beruflich qualifizierten MINT-Facharbeitern (130.000 – 140.000) wird in den kommenden Jahren deutlich unter dem demografischen Ersatzbedarf liegen.

Weiter starker Zuwachs bei der Beschäftigung im IT-Bereich: Während die Beschäftigung in den MINT-Facharbeiterberufen von Ende 2012 bis zum Ende des dritten Quartals 2021 um 3,6 % anstieg, nahm die Zahl der IT-Fachkräfte um 68,6 % zu. In den akademischen Berufen lag der Zuwachs bei den MINT-Experten insgesamt bei 40,2 % und bei den IT-Experten bei 105,8 %.

Frauen weiterhin stark unterrepräsentiert: Noch immer entscheiden sich deutlich weniger Frauen als Männer für eine Ausbildung in einem MINT-Ausbildungsberuf oder für ein MINT-Studium. In der Folge sind weniger Frauen in einem MINT-Beruf erwerbstätig. Der Anteil der Frauen in MINT-Berufen hat sich im Bundesdurchschnitt zwischen dem vierten Quartal 2012 und dem dritten Quartal 2021 von 13,8 % auf 15,6 % nur leicht erhöht. In absoluten Zahlen ist dies ein Anstieg von 875.100 auf 1.105.600 Frauen, die in einem MINT-Beruf arbeiten. Der Frauenanteil liegt dabei in Westdeutschland mit 15,2 % etwas unter dem Bundesdurchschnitt und in Ostdeutschland mit 16,6 % darüber.

Zuwanderung leistet hohen Beitrag zur MINT-Fachkräftesicherung: Um die Herausforderungen von Demografie, Dekarbonisierung und Digitalisierung zu meistern, ist eine hohe Verfügbarkeit von MINT-Kräften nötig. Zuwanderung hat bereits in den letzten Jahren stark zur Fachkräftesicherung und Innovationskraft beigetragen. Die Engpässe im MINT-Bereich würden noch deutlich größer ausfallen, wenn nicht das MINT-Beschäftigungswachstum von ausländischen Arbeitnehmern im Zeitraum vom vierten Quartal 2012 bis zum dritten Quartal 2021 überproportional hoch ausgefallen wäre. Wäre die Beschäftigung von Ausländern seit Ende 2012 nur in der geringen Dynamik wie die Beschäftigung von Deutschen gestiegen, würde die Fachkräftelücke heute um 312.000 Personen höher ausfallen und damit einen Wert von über 600.000 MINT-Kräften erreichen. Die Beschäftigung von Deutschen in MINT-Facharbeiterberufen ist in diesem Zeitraum leicht gesunken (-1,2 %), unter Ausländern nahm die Beschäftigung in MINT-Facharbeiterberufen um 62,8 % zu. In MINT-Spezialistenberufen gab es einen Zuwachs unter Deutschen von 10,5 % und unter Ausländern von 92,5 %. In MINT-Akademikerberufen betrugen die Zuwächse unter Deutschen 33,1 % und unter Ausländern 144,2 %.

Den kompletten Bericht finden Sie unter arbeitgeber.de in den News.

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