09/22/2021

Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz legt sich fest – als Kanzler möchte er das Sicherungsniveau in der gesetzlichen Rentenversicherung auf mindestens 48 Prozent festschreiben. Gleichzeitig will die SPD an der Rente mit 67 festhalten. Was für Arbeitnehmer nach einer guten Nachricht klingt, dürfte teuer werden: Der Beitragssatz müsste nach einer IW-Simulation bis zum Jahr 2040 bis auf 23 Prozent steigen. Das sind 0,9 Prozentpunkte mehr als nach heutigem Rentenrecht. Bliebe alles beim Alten, würde das Sicherungsniveau auf 45,8 Prozent sinken.

Immer mehr Rentner, immer weniger Erwerbstätige

Auch die Grünen wollen das Rentenniveau festschreiben, die Linke sogar erhöhen. Alle drei nehmen den drohenden Beitragssatzanstieg als notwendiges Übel in Kauf, ohne jedoch die Folgen für jüngere Generationen zu hinterfragen. Denn die Zahl der Rentner wird bis 2040 aufgrund der Bevölkerungsalterung um rund vier Millionen steigen, die der Beitragszahler aber gleichzeitig um rund drei Millionen schrumpfen. Wenn die Berufstätigen bereits ohne Rentenreform fast ein Fünftel mehr in die Rentenversicherung einzahlen müssen als derzeit, wäre es bei einem Sicherungsniveau von 48 Prozent sogar fast ein Viertel mehr.

Lebensarbeitszeit muss langfristig steigen

Um diese Zusatzlasten zu begrenzen, versprechen SPD und die Grünen einen höheren Steuerzuschuss zur Rente. Doch würde damit der Handlungsspielraum künftiger Bundesregierungen deutlich eingeschränkt. Wer die jüngeren Staatsdiener für die Rentenversicherung verpflichtet, würde die Lösung des Problems bestenfalls in die Zukunft schieben. Spätestens wenn die Beamten das Ruhestandsalter erreichen, müssen deren Renten zusätzlich geschultert werden. Bund und Länder müssten aber bis dahin den Arbeitgeberbeitrag zusätzlich finanzieren.

Stattdessen ließe sich mit einer langfristig steigenden Lebensarbeitszeit der Beitragssatzanstieg ab dem Jahr 2040 dauerhaft bei 21,4 Prozent stoppen und gleichzeitig das Sicherungsniveau bei etwa 46,3 Prozent stabilisieren. Um die intergenerative Lastverschiebung zu begrenzen, gilt es also vielmehr, die Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer zu fördern, damit eine längere Erwerbsbiografie auch künftig zu einer auskömmlichen Rente führt. Die Wähler entscheiden am 26.9. eben nicht nur über die Höhe der Rente, sondern auch über die Einkommensperspektiven jüngerer Generationen.

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