12/21/2022

Für das Jahr 2022 zeigt die BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge einen leichten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr (insgesamt +0,4 %). Die betrieblichen Ausbildungsverträge verzeichnen dabei einen Zuwachs von 0,9 %, wohingegen die außerbetrieblichen Ausbildungsverträge einen deutlichen Rückgang von 13,9 % verzeichnen. Im Bereich Industrie und Handel zeigen sich steigende Vertragszahlen von 2,7 %. Die Vertragszahlen im Handwerk (- 2,2%), im Öffentlichen Dienst (- 1,3 %) und in der Landwirtschaft (- 6,5 %) sind aktuell rückläufig.

Zwar ist die Zahl der 475.143 Neuabschlüsse noch unter dem besonders hohen Niveau von 2019 vor dem Ausbruch der Pandemie (- 9,5 %), jedoch ist im Vergleich zum Jahr 2021 ein leichter Aufwärtstrend zu erkennen (0,4 %). Zu den Ursachen für die Differenz zu den Vertragszahlen von 2019 gehören nach wie vor die Auswirkungen der Corona-Pandemie, aber auch die Folgen des Krieges in der Ukraine sowie der Energie- und Wirtschaftskrise. Darüber hinaus ist auch 2022 ein Rückgang der Bewerberinnen und Bewerber zu verzeichnen, welcher es den Betrieben erschwert, die offenen Ausbildungsstellen erfolgreich zu besetzen.

In den Sommermonaten des Jahres 2022 konnten wieder verstärkt Maßnahmen der Berufsorientierung auch in Präsenz durchgeführt werden. Beispiele hierfür sind Betriebspraktika und Orientierungs- und Beratungsangebote in den Schulen durch die Agenturen für Arbeit. Digitale Formate wurden auch in diesem Jahr in großem Umfang angeboten und genutzt. Auch durch das umfassende Engagement der Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung im „Sommer der Berufsausbildung“, an dem sich die BDA intensiv beteiligt hat, konnte das Matching von angebotenen Ausbildungsstellen und suchenden Bewerberinnen und Bewerbern unterstützt werden. Dennoch konnten diese Maßnahmen den Rückstand beruflicher Orientierung nicht gänzlich aufholen. Das wieder verstärkte Pandemiegeschehen in den letzten Monaten des Jahres 2022 beeinträchtigt die Nachvermittlung im sog. 5. Quartal, es werden jedoch auch jetzt noch neue Ausbildungsverträge abgeschlossen.

Das Ausbildungsengagement der Betriebe in Deutschland ist auch in Krisenzeiten weiterhin groß. Besonders deutlich wird dies, wenn man die Ausbildungsvertragszahlen ins Verhältnis mit der demografischen Entwicklung setzt. Während die Zahl der Absolventinnen und Absolventen allgemeinbildender Schulen seit 2004 um knapp ein Viertel zurückging, sank die Zahl der Ausbildungsverträge im selben Zeitraum nur um rund 15 %. Somit wurde das vorhandene Potential der Bewerberinnen und Bewerber noch intensiver erschlossen.

Das Ausbildungsplatzangebot hat sich mit einem Zuwachs von 1,4 % zugunsten der Jugendlichen erneut im Vorjahresvergleich verbessert, die Nachfrage zeigt sich ähnlich wie im Vorjahr. Folglich ist die Angebots-Nachfrage-Relation mit 109,3 für Ausbildungsplatzsuchende noch günstiger als in den Jahren zuvor. Am 30. September gab es noch 68.868 gemeldete betriebliche Ausbildungsplätze gegenüber zu diesem Zeitpunkt noch unversorgten 22.685 Ausbildungsbewerberinnen und Ausbildungsbewerbern ohne alternativen Verbleib. Der daraus resultierende Überhang an Ausbildungsstellen von 46.183 ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gewachsen (2021=38.562). Die Zahl der noch suchenden Personen, einschließlich solcher, die in eine Alternative eingemündet sind (rund 60.400), ist um 10,9 % gesunken. Als Konsequenz bleibt die Herausforderung für Betriebe groß, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen.

Hinweis: Eine endgültige Bilanz des Ausbildungsjahres 2022 wird Ende Januar/Anfang Februar 2023 am Ende der Nachvermittlung gezogen.

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