11/30/2022

Der veröffentlichte MINT-Report 2022 zeigt erneut den dramatischen Arbeits- und Fachkräftemangel im MINT-Bereich: Über sämtliche Anforderungsniveaus und Berufe und unter Berücksichtigung des qualifikatorischen Mismatches besteht eine Lücke von 326.100 Personen (Oktober 2022).

Der größte Engpass besteht dabei in den MINT-Facharbeiterberufen (154.400), gefolgt von den MINT-Expertenberufen (137.500) und den Spezialisten bzw. Meister- und Technikerberufen (34.200).

Vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen ist besonders bedeutsam, dass die größten Engpässe in den Energie/Elektroberufen (84.900) bestehen, gefolgt von den Berufen in der Maschinen- und Fahrzeugtechnik (62.500) und den IT-Berufen (58.700).

Die wichtigsten Ergebnisse im Einzelnen:

  • Der aktuelle demografischer Ersatzbedarf bei MINT-Facharbeiterinnen und Facharbeitern beträgt rund 274.000 (in fünf Jahren 291.900). Das jährliche Neuangebot an beruflich qualifizierten MINT-Facharbeiterinnen und -Facharbeitern wird in den kommenden Jahren deutlich darunter liegen.
  • Aktuell scheiden jährlich über 64.700 MINT-Akademikerinnen und -Akademiker aus Altersgründen aus dem Arbeitsmarkt aus (in fünf Jahren jährlicher demografische Ersatzbedarf 72.100). Mehr als zwei Drittel der Absolventinnen/Absolventen werden allein dafür benötigt, den Ersatzbedarf zu decken.
  • Die MINT-Studienanfängerzahlen sinken (im ersten Hochschulsemester 2019/2020 noch 192.500, im Studienjahr 2021/2022 nur noch 172.000).
  • Die MINT-Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler haben sich gravierend verschlechtert. Die Durchschnittsleistungen sind auf das Niveau des schlechtesten Bundeslandes aus dem Jahr 2011 gesunken.
  • Die Löhne in MINT-Berufen sind vergleichsweise hoch (durchschnittlicher Monatslohn bei MINT-Akademikerberufen 5.800 Euro, Durchschnitt alle Berufe 5.400 Euro); besonders hohe Löhne erhalten Spezialisten in der Informatik (5.145 Euro), Produktionssteuerung (6.260 Euro) und Energie- und Elektrotechnik (4.719 Euro); der Median bei Spezialistentätigkeiten liegt bei 4.446 Euro.
  • Akademische Bildungsaufsteigerinnen und -aufsteiger sind häufig in MINT-Berufen beschäftigt (63,8 % der Ingenieurinnen/Ingenieure und 61,3 % der Personen in sonstigen akademischen MINT-Berufen).
  • Das MINT-Beschäftigungswachstum von ausländischen Beschäftigten ist überproportional hoch; die Beschäftigung von Deutschen in MINT-Facharbeiterberufen ist in den letzten 10 Jahren leicht gesunken (-3,0 %), unter Ausländern um 65,4 % gestiegen; in MINT-Spezialistenberufen gab es einen Zuwachs unter Ausländern von 102,6 % (Deutsche 10,7 %), in MINT-Akademikerberufen von 160,4 % (Deutsche 34,8 %). Ohne entsprechendes Wachstum wäre die Fachkräftelücke heute um 340.000 Personen höher (knapp 670.000 MINT-Kräften).
  • Der Anteil der Frauen an allen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen in MINT-Berufen ist in den letzten 10 Jahren von 13,8 % auf 15,8 % gestiegen (MINT-Facharbeiterberufen von 13,0 % auf 14,0 %; Ingenieurberufen 15,1 % auf 19,4 %); der höchster Frauenanteil besteht in den Biologie- und Chemikerberufen (46,3 %) und naturwissenschaftliche Expertenberufe (72,9 %), der niedrigste Anteil in den Ingenieurberufen Energie- und Elektrotechnik (10,3 %) und Metallverarbeitung (11,1 %).

Zentrale Handlungsempfehlungen:

  • Ganztagsinfrastruktur an Kitas und Schulen ausbauen, Qualität erhöhen und zusätzliches multiprofessionelles Personal finanzieren (nach Sozialindex)
  • Basierend auf Vergleichsarbeiten an allen Schulen gezielte Förderprogramme umsetzen, evaluieren und weiterentwickeln
  • Bestehende Lücken an digitaler Infrastruktur an Kitas und Schulen schließen, 20.000 zusätzliche Stellen IT-Support an Schulen schaffen
  • Informations- und computerbezogene Bildung in der Lehrkräfteaus- und -fortbildung verankern (auch Seiteneinsteiger)
  • Länderübergreifende Zentren für digitale Bildung (Lehr- und Lernmaterialien) einrichten (Empfehlung der SWK der KMK)
  • Digitale Medienbildung und Fach Informatik an Schulen ausbauen
  • MINT-Lehrkräfteversorgung sicherstellen
  • Außerschulische Bildungsangebote stärken
  • Klischeefreie Berufs- und Studienorientierung ausbauen, MINT-Berufe als Klimaschutz-Berufe bewerben
  • Mentorenprogramme zur Berufsorientierung ausbauen
  • Fachkräfteeinwanderung erleichtern

Den gesamten Report finden Sie in der Anlage. Der MINT-Report wird vom Institut der Deutschen Wirtschaft halbjährlich im Auftrag von BDA, Gesamtmetall und der Initiative "MINT-Zukunft schaffen" erstellt. Er enthält alle aktuellen Entwicklungen und Analysen zu Angebot und Nachfrage auf dem MINT-Arbeitsmarkt sowie Kennzahlen zur MINT-Bildung.

Anlage

Dokumenttitel Typ Größe
MINT-Herbstreport 2022 Stand 21_11_2022_final.pdf

5,4 MB
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