09/29/2022

Die ständige wissenschaftliche Kommission der KMK (SWK) hat heute ihr Gutachten zur Digitalisierung im Bildungssystem vorgelegt. Sie finden eine Zusammenfassung und die Langfassung in der Anlage. Darin gibt sie insgesamt 14 Empfehlungen für das gesamte Bildungssystem (frühkindlichen Bildung, allgemeine und berufliche Bildung, Hochschulen).

Kern der Empfehlungen sind die Verankerung digitaler Medienbildung bereits als Bildungsziel in der frühkindlichen Bildung, die Einführung eines (Pflicht-)Faches Informatik bereits vor der Primarstufe (in der Grundschule im Rahmen des Sachunterrichts, in der Sek I mindestens 4 Wochenstunden, in der Sek II Verankerung in der MINT-Fächergruppe) sowie die Entwicklung digitaler Lehr- und Lernmaterialien (dauerhafte Einrichtung länderübergreifender Zentren für digitale Bildung). Flankiert werden soll dies mit einem Professionalisierungskonzept für die Gewinnung von Informatiklehrkräften sowie der generellen verpflichtenden Einführung digitalisierungsbezogener und medienpädagogischer Inhalte sowie informatorischer Grundlagen in der Lehrkräftebildung (inklusive Erzieherinnen und Erzieher).

In der beruflichen Bildung wird empfohlen, die bestehenden „engen Berufszuschneidungen“ aufzulösen, um besser und schneller auf Veränderungen in der Arbeitswelt reagieren zu können. Zudem sollen in die berufliche Grundbildung „Future Work Skills“ aufgenommen werden. Auch im „Übergangssektor“ sollen digitale Kompetenzen verankert werden, die ggf. anrechenbar sein sollen. Generell empfiehlt die SWK auf allen Stufen des beruflichen Bildungssystems verlässlich geregelte Anschlüsse an die nächsthöhere Qualifikationsebene zu ermöglichen. Auch das Prüfungswesen in der Ausbildung soll stärker digitalisiert werden.

An den Hochschulen wird eine stärkere Verankerung digitaler Kompetenzen in den Curricula sowie die reflektierte Nutzung digitaler Medien gefordert. Zudem soll die Lehrkräfteaus- und fortbildung strukturell gestärkt werden.
 
Bewertung: Der Ansatz der SWK, über das gesamte Bildungssystem hinweg, beginnend mit der frühkindlichen Bildung, die Vermittlung digitaler Kompetenzen systematisch zu verankern und dies mit der Entwicklung übergreifender digitaler Lehr- und Lernmaterialien zu flankieren ist richtig. Ebenso richtig ist die geforderte Stärkung einer entsprechenden Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften - auch von Erzieherinnen und Erziehern. Die SWK selbst macht aber bereits deutlich, dass die Umsetzung ihrer Empfehlungen einen enormen Kraftakt bedeuten, der enorme Kooperationsfähigkeit voraussetzt und nur in Etappen bewältigt werden kann. In der Pressekonferenz zur Vorstellung der Gutachten wurde ein Zeitrahmen von ca. 10 Jahren avisiert. Auch wenn dies ein realistisches Zeitfenster für eine systematische und strategische Umsetzung ist, müssen Mittel und Wege gefunden werden, die wesentlichen Schritte möglichst rasch umzusetzen. Dies fängt schon bei der notwendigen Infrastruktur an, die immer noch nicht flächendeckend sichergestellt ist. Die Empfehlungen in der beruflichen Bildung gehen teilweise über den eigentlichen Digitalisierungs-Kontext heraus und betreffen das gesamte System der Entwicklung von Ausbildungsordnungen und deren Umsetzung. Die immer wieder geäußerte Kritik an der Dauer von Neuordnungsverfahren verkennt die technikoffene Ausgestaltung von Ausbildungsordnungen und deren Charakter als Mindeststandards, die jeder Betrieb umsetzen können muss.

Anlagen

Dokumenttitel Typ Größe
Zusammenfassung.pdf

1,9 MB
Langfassung.pdf

3,9 MB
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