08/31/2022

Der erschienene INSM-Bildungsmonitor 2022, erstellt vom IW Köln, beschreibt Fortschritte und Handlungsbedarf in bildungsökonomisch relevanten Handlungsfeldern, dabei erstmals auch das Feld Digitalisierung. Leitend ist die Frage, inwieweit das Bildungssystem einen Beitrag zur Sicherung des Wohlstands leistet, z.B. durch Fachkräftesicherung.

1. Sachsen und Bayern vorn

Die besten Ergebnisse im Durchschnitt der 13 Handlungsfelder erreichen Sachsen (1) und Bayern (2); dahinter folgen Thüringen (3) und Hamburg (4) vor dem Saarland (5) und (6) Baden-Württemberg sowie Hessen (7) und Niedersachsen (8). Das Hauptfeld reicht von Schleswig-Holstein (9) bis Brandenburg und Nordrhein-Westfalen (beide Platz 13). Mit etwas Abstand folgen Sachsen-Anhalt (15) und zuletzt Bremen (16). Im Handlungsfeld Digitalisierung überzeugen vor allem Bremen, Bayern und Baden-Württemberg gegenüber Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg am anderen Ende.

Spitzenplätze in einzelnen Handlungsfeldern werden von mehreren Bundesländern erreicht. So erreicht Sachsen Spitzenplätze bei der Förderinfrastruktur, Schulqualität und Forschungsorientierung, während bei Zeiteffizienz und Digitalisierung Nachholbedarf besteht. Bayern ist an der Spitze bei beruflicher Bildung und Vermeidung von Bildungsarmut, hat aber Ausbaubedarf bei der Förderinfrastruktur. Thüringen ist sehr gut bei der Ausgabenpriorisierung, hat aber Bedarf bei Inputeffizienz und Digitalisierung. Hamburg erreicht den Spitzenplatz bei der Internationalisierung, muss aber weiter aufholen bei Schulqualität und Bildungsarmut. Brandenburg belegt den Spitzenplatz bei Integration, hat aber Nachholbedarf bei Forschungsorientierung, Hochschule/MINT und Digitalisierung. Berlin ist sehr gut bei den Betreuungsbedingungen, aber schwach bei Schulqualität, Bildungsarmut und beruflicher Bildung. Nordrhein-Westfalen liegt auf dem ersten Platz bei der Zeiteffizienz, hat jedoch Schwächen bei Betreuungsbedingungen und Ausgabenpriorisierung. Bremen erzielt Bestwerte bei Inputeffizienz, Hochschule/MINT und Digitalisierung, liegt aber in Schulqualität, Bildungsarmut und Integration am Schluss.

2. Längerfristige Verschlechterungen bei Schulqualität, Integration und Hochschule/MINT

Seit dem ersten Bildungsmonitor 2004 hat die Dynamik in den letzten Jahren deutlich nachgelassen, im Durchschnitt haben sich die Länder kaum weiter verbessert. Relativ stark haben sich die Ergebnisse in Internationalisierung, Förderinfrastruktur und Betreuungsbedingungen gesteigert. Rückschritte gab es insbesondere bei der Schulqualität, bei Hochschule/MINT und der Integration.

3. Ungünstiger Ausblick bei Problemfeldern

Die Problematik in den Handlungsfeldern Schulqualität und Integration droht sich im Zuge der Corona-Pandemie weiter zu verschärfen. Aktuelle Vergleichsstudien aus der vierten Klasse zeigen sinkende Kompetenzwerte, steigende Bildungsarmut und zunehmende soziale Selektivität. Auch bei Hochschule/MINT sind weitere Verschlechterungen zu erwarten. Ferner wurden bei der Digitalisierung große Herausforderungen deutlich, wenn die Fachkräfteentwicklung weiter hinter dem wachsenden Bedarf zurückbleibt. Die Digitalisierung an den Schulen hat zwar durch die Corona-Krise Fortschritte gemacht, jedoch nimmt die Reformdynamik bereits wieder ab und sind die Potenziale z.B. in der individuellen Förderung noch nicht gehoben. Als größte Hürde nennen Schulen die mangelnde Breitbandverfügbarkeit, zumal in den ostdeutschen Ländern.

Der Bildungsmonitor 2022 empfiehlt als politische Schwerpunktsetzungen:

1) Gleiche Bildungschancen schaffen

a) Gezieltes Corona-Aufholprogramm auflegen: Vergleichsarbeiten durchführen, Umfang des Lernverlustes systematisch ermitteln und Nachqualifizierung entwickeln

b) Ausbau einer hochwertigen Ganztagsinfrastruktur: Frühe Sprachförderung, Programme an Kitas ausbauen und verstetigen, zusätzliche Programme an Schulen entwickeln; Betreuung auch an Grundschulen ausbauen; multiprofessionelle Teams zur individuellen Förderung, Weiterbildung für Lehr- und Betreuungspersonal

c) Gezielt in bessere Bildungschancen investieren: Einrichtungen mit hohem Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder sonstigem besonderen Unterstützungsbedarf besser ausstatten mit Sozialindex

2) Digitalisierung und MINT voranbringen

a) Digitalisierung an Schulen weiterentwickeln: Bildungseinrichtungen mit Informations- und Kommunikationstechnologien ausstatten, digitale Infrastruktur umsetzen, zumal Breitbandausbau; Kompetenzen der Lehrkräfte stärken; Konzepte entwickeln, um digitale Medien zielführend für Lehren und Lernen einzusetzen, sowie intelligente Lernsoftware, um Lerndefizite zu beheben; technischen Support bereitstellen

b) MINT-Kompetenzen stärken: Informatikunterricht durchführen, MINTBildung ausbauen, MINT-Lehrkräfteversorgung sichern, Quer- und Seiteneinsteiger qualifizieren, klischeefreie Berufs- und Studienorientierung, Bedeutung der Klimaschutz-Berufe kommunizieren.

www.iwkoeln.de

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