12/22/2021

Die BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zeigt einen Zuwachs im Vorjahresvergleich (insgesamt +1,2 %). Dies betrifft sowohl die betrieblichen Ausbildungsverträge (+0,9 %), als auch die außerbetrieblichen Ausbildungsverträge (+10,9 %). Während sich leicht sinkende Vertragszahlen im Bereich von Industrie und Handel (-1,1 %) und öffentlichem Dienst (-3,1 %) zeigen, sind in Handwerk (+3 %), Landwirtschaft (+5,6 %) und Freien Berufen (+9,4 %) die Vertragszahlen zum Teil deutlich gestiegen. Bemerkenswert ist der überproportionale Zuwachs um 4,4 % bei den in den neuen Bundesländern abgeschlossenen Ausbildungsverträgen.

Auch wenn die absoluten Ausbildungsvertragszahlen noch nicht das Vor-Pandemie-Niveau erreicht haben (2019: 525.039; 2021: 473.064), ist eine Trendumkehr zu erkennen. Die verbleibende Differenz zu den Vertragszahlen von 2019 ist erneut insbesondere auf die Pandemie zurückzuführen. Der deutliche Rückgang der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber im Vergleich zum Vorjahr (-8,3 %) hat es bei nur leichtem Rückgang der gemeldeten Ausbildungsplätze (-3,6 %) den Betrieben noch schwerer gemacht, passende Auszubildende zu finden und zum Vertragsabschluss zu kommen. Zwar konnten insbesondere in den Sommermonaten wieder verstärkt Maßnahmen der Berufsorientierung auch in Präsenz durchgeführt werden, so z.B. Betriebspraktika und Orientierung in den Schulen durch Berater der Agenturen für Arbeit. Digitale Formate wurden noch umfangreicher angeboten und genutzt als im Vorjahr. Auch durch das umfassende Engagement der Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung im „Sommer der Berufsausbildung“, an dem sich die BDA intensiv beteiligt hat, konnte das Matching von angebotenen Ausbildungsstellen und suchenden Bewerbern unterstützt werden. Dennoch konnten diese Maßnahmen den Rückstand beruflicher Orientierung nicht gänzlich aufholen. Das wieder verstärkte Pandemiegeschehen in den letzten Monaten des Jahres 2021 beeinträchtigt die Nachvermittlung im sog. 5. Quartal, es werden jedoch auch jetzt noch neue Ausbildungsverträge abgeschlossen.

Trotz der Corona-Pandemie sowie des zurückgehenden Wirtschaftswachstums halten die Betriebe weiterhin engagiert an Ausbildung fest. Bezieht man die demographische Entwicklung mit in die Analyse ein, so wird dies besonders deutlich sichtbar. Während die Zahl der Absolventen allgemeinbildender Schulen seit 2004 um rund ein Viertel zurückging, sank die Zahl der Ausbildungsverträge im selben Zeitraum nur um rund 15 %, das vorhandene Bewerberpotential wurde also zunehmend intensiver erschlossen. Betrachtet man ausschließlich die Gruppe der Schulabsolventen ohne Hochschulzugangsberechtigung, der Hauptnachfrager nach Ausbildungsplätzen, so sind diese sogar um rund 36 % zurückgegangen, was das Ausbildungsengagement der Betriebe noch deutlicher hervorhebt.

Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt hat sich für junge Menschen gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert. Zum einen ist die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen (-8,3 %) erneut deutlicher zurückgegangen als das Angebot (-3,6 %). Zum anderen ist die Angebots-Nachfrage-Relation mit 107,7 aus Sicht der Jugendlichen etwas günstiger als im Vorjahr (106,2). Entsprechend gibt es auch einen deutlichen Überhang (+ 38.562) der am 30. September noch unbesetzten Ausbildungsplätze (63.176) gegenüber den zu diesem Zeitpunkt noch unversorgten Ausbildungsbewerberinnen und Ausbildungsbewerbern (24.614). Für die Betriebe bleibt die Herausforderung groß, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen.

VOILA_REP_ID=C12584EA:004A36F5